Inkognito surfen: Das Wichtigste in Kürze
- Der Tor-Browser ist auch heutzutage noch das Mittel der Wahl, um anonym zu surfen. Durch die Voreinstellungen genügt eine einfache Installation des Programms.
- Anonymität geht zu Lasten des Komforts: Mit dem Tor-Browser sind Sie langsamer als gewöhnlich im Internet unterwegs.
- Auch über VPN-Clients können Sie Ihre IP-Adresse verschleiern. Komplett anonym surfen Sie damit jedoch nicht. Durch Anpassungen Ihres Browsers können Sie dem Fingerprinting jedoch ein Stück weit entgegentreten.
Surfen ohne Spuren zu hinterlassen: Kein leichtes Unterfangen
Inhaltsverzeichnis
Stellt sich das Internet für manch einen als große Spielwiese oder Einkaufszentrum dar, machen sich bedrohte Internetnutzer vielmehr Sorgen, wie sie sich im Netz sicher bewegen und anonym surfen können. Das Recht auf Privatsphäre gilt zwar auch im Internet – doch es lässt sich nur schwer durchsetzen.
Dieser Ratgeber stellt verschiedene Möglichkeiten vor, anonymisiert zu surfen und beleuchtet die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten.
Das Tor-Projekt: Ein Proxy kommt selten allein
Geht es um das Thema „anonym im Netz surfen“ stolpert jeder früher oder später über Tor – The Onion Router. Das Projekt wurde dazu entwickelt, jedem die Möglichkeit zu geben, geheim zu surfen.
Das Prinzip ist bestechend leicht: Ihre Anfrage an eine Website oder Suchmaschine wird nicht direkt an den entsprechenden Server gesandt, sondern durch mindestens drei Knotenpunkte – sogenannte Nodes – auf verschlüsseltem Wege umgeleitet.
Nur der letzte Knotenpunkt, der Exit-Node, kann die übermittelten Daten einsehen und stellt die Anfrage gewissermaßen an Ihrer statt an den Server. Die Zwischenstationen haben keinen Einblick in die durchgeschleusten Daten. Jede Person mit einem Computer kann diesen dem Tor-Netzwerk als Knotenpunkt zur Verfügung stellen.
Um Tor zu nutzen, müssen Sie lediglich den Browser installieren.
Beschränkungen des Netzwerks: Anonym zu surfen geht mit Nachteilen einher
Das Prinzip birgt jedoch auch einige Nachteile in Sachen Komfort. Der lange Weg, den die Daten gehen müssen, lässt es vermuten: Die Ladezeiten sind im Tor-Browser deutlich länger als beim herkömmlichen Surfen.
Weiterhin sind viele Features standardmäßig abgeschaltet – etwa JavaScript oder Flash. Dieser wichtige Schritt in Richtung Anonymität führt jedoch dazu, dass bestimmte Webanwendungen nicht mehr funktionieren.
Mit Tor auch auf Facebook anonym surfen? Alles hat seine Grenzen!
Social-Media-Netzwerke sind dafür bekannt, unzählige Daten über die Besucher ihrer Seiten abzugreifen – Facebook bildet da keine Ausnahme. Auch das Tor-Netzwerk kann der Sammelwut nicht ganz Herr werden. Mit Tor können Sie auf die .onion-Version der Seite zugreifen. Sobald Sie sich dort einloggen, werden jedoch wieder Informationen gesammelt.
100 % Sicher anonym surfen? Auch Tor ist nicht fehlerfrei
Auch, wenn Tor heutzutage als die sicherste Möglichkeit gilt, verschlüsselt zu surfen, bietet es keine komplette Garantie. Folgende Problematiken sind gegeben:
- Der Exit-Node könnte ein Abhörpunkt sein: Da jeder seinen Rechner dem Tor-Netzwerk zur Verfügung stellen kann, sind auch Abhördienste und Datensammler dazu übergegangen, ihre Computer in das Netzwerk zu schleusen. Da der letzte Knotenpunkt – der Exit-Node – die Daten auslesen kann, sind Ihre Daten in Gefahr, wenn dieser von einem Datenspion zur Verfügung gestellt wird. Übermitteln Sie persönliche oder gar personenbezogene Daten, sollten Sie daher stets auf eine HTTPS-Verschlüsselung achten.
- Fingerprinting: Lange Zeit galt der Grundsatz, dass Tor-Benutzer nicht über Fingerprinting – also das Erstellen eines Profils durch das Zusammenspiel sämtlicher zugänglicher Systeminformation – identifiziert werden können. Doch heutzutage ist das Fingerprinting auch im Tor-Netzwerk mitunter möglich.
Via VPN unsichtbar im Internet surfen
Die IP-Adresse eines Nutzers ist meist der Schlüssel zu dessen Identifikation. Der Tor-Browser leitet eine Anfrage über mindestens drei IP-Adressen. Doch mithilfe eines VPN-Clients können Sie Ihre Adresse auch selbst ändern. Eine Auswahl verschiedener VPN-Clients finden Sie z. B. unter www.vergleich.org/vpn-anbieter.
VPN steht für „Virtual Private Network“: Ein virtueller, verschlüsselter Tunnel wird zwischen Ihrem Computer und dem Server des VPN-Anbieters hergestellt. Dieser übermittelt Ihre Anfragen anschließend an die Ziel-Website.
Achten Sie darauf, dass der VPN-Client keine Datenprotokolle erstellt, welche auf Regierungsanfrage dargelegt werden müssten.
Browser-Fingerprinting als Falle: IP-Verschleierung ist nicht genug
Mit einer anderen IP-Adresse zu surfen, ist nur der erste Schritt zur Anonymität. Denn nicht nur die Möglichkeiten, anonym zu surfen, entwickeln sich ständig weiter – auch die Gegenseite rüstet stetig auf.
Das sogenannte „Browser-Fingerprinting“ ermöglicht in 87 % der Fällen eine Zuordnung des Users – auch ohne die IP-Adresse zu kennen. Wie funktioniert das? Vier relevante Informationen über Ihr System reichen aus, um einen nahezu einmaligen „Fingerabdruck“ zu erstellen:
- Installierte Plugins
- Unterstützte Schriftarten
- Benutzer-Agent-Zeichenfolge (gewisse Identifizierungsmerkmale, welche von Ihrem Browser an die Server der besuchten Seiten automatisch übermittelt werden)
- Unterstützte Medientypen (z. B. Bilder, Text, Audiodateien usw.)
Auf der Seite amiunique.org können Sie überprüfen, ob Ihr Browser-Fingerabdruck einzigartig und somit auch ohne IP-Adresse eindeutig zuordenbar ist. Was hilft gegen das Fingerprinting?
Deaktivieren Sie zunächst JavaScript und Flash – so verhindern Sie beispielsweise die Übermittlung der unterstützen Schriftarten. Weiterhin sollten Sie die Cookies in Ihrem Browser deaktivieren, den Cache regelmäßig leeren und einen Adblocker verwenden.
Bestimmte Browser haben einen privaten Modus installiert. Dieser stellt allerdings nur den ersten Schritt dar, um anonym zu surfen. Mittels VPN-Client verschleiern Sie zusätzlich Ihre IP-Adresse.
Passen Sie Ihre Browsereinstellungen anschließend an, sind Sie weitesgehend anonym unterwegs.
Fazit: So können Sie anonym im Internet surfen
Kurz und knapp zusammengefasst finden Sie in folgender Tabelle eine Auflistung Ihrer Möglichkeiten, anonym zu surfen:
Vorteile | Nachteile | Maßnahmen / Empfehlungen | |
---|---|---|---|
Tor-Netzwerk | - Hohe Sicherheit auf Anonymität - Zugriff auf gesicherte .onion-Seiten | - Knotenpunkte können von Datenkraken besetzt sein - Fingerprinting in der Entwicklung - Langsames Surfen | - Installation des Tor-Browsers - Browser nicht maximieren |
VPN-Client | - Verschleierung der IP-Adresse - Wenig Geschwindigkeitseinbußen beim Surfen | - Ohne weiteren Einstellungen kein Garant auf Anonymität (Browser-Fingerprinting) | - Browser in einer virtuellen Maschine laufen lassen - Adblocker als Add-on installieren - Cookies nicht erlauben - Regelmäßig den Cache leeren - JavaScript und Flash ausschalten |
Proxy-Client | - In der Regel keine Geschwindigkeitseinbußen | - Übermitteln oftmals die IP-Adresse des Nutzers | - Nicht empfohlen, um anonym zu surfen |
Super Beitrag, es ist ziemlich hilfreich. Vielen dank.
Lg Manu