Das Wichtigste zu Dark Patterns in Kürze
Ja, denn Dark Patterns, also die irreführende Gestaltung der Benutzeroberfläche einer Website, können die Nutzer einer Webseite gezielt täuschen. Oftmals werden Dark Patterns für Marketing und Werbezwecke eingesetzt. In diesem Bereich dienen sie „nur“ dem Zweck, Nutzerinformationen zu sammeln. Darüber hinaus können ähnliche Methoden für im strafrechtlichen Sinne betrügerische Absichten Verwendung finden. Warum Dark Patterns genauso erfolgreich wie verbreitet sind, erfahren Sie hier.
Während sich einige Dark Patterns in einem rechtlichen Graubereich bewegen, sind andere nach europäischem Recht verboten. Klagen von Verbraucher- und Datenschützern gegen ihren Einsatz von sind immer wieder erfolgreich. Dennoch findet ihre Verwendung nach wie vor im großen Stil im Marketing, Online-Handel und in sozialen Netzwerken statt.
Dark Patterns sind gewissermaßen die dunkle Seite des Designs von Webseiten. Die Idee einzelne Design- und Benutzerelemente missbräuchlich zu verwenden, ist nicht auf bestimmte Einzelpersonen rückführbar. Es war schließlich der Web-Designer Harry Brignull, der diese Methoden 2010 unter dem Begriff „Dark Patterns“ zusammenfasste.
Was sind Dark Patterns?
Inhaltsverzeichnis
Der Begriff „Dark Patterns“ beschreibt der Definition nach die bewusst irreführende Gestaltung der Benutzeroberfläche einer Website. Das übergeordnete Ziel eines Dark Pattern ist es, Menschen online zu Handlungen zu verleiten, die ihren eigentlichen Absichten zuwiderlaufen. Mit Hilfe von Dark Patterns sollen die Besucher einer Webseite bewusst gesteuert, getäuscht, manipuliert oder sogar im strafrechtlichen Sinne betrogen werden. Dark Patterns werden daher auch als Deceptive Patterns, also als trügerische Muster bezeichnet.
Diese Muster, die Dark Patterns, können vielfältige Formen annehmen. Der gesamte Baukasten, der einem Webseiten-Designer für die Verbesserung der Nutzererfahrung einer Seite zur Verfügung steht, kann auch missbräuchlich verwendet werden. Oft sind es Buttons oder Menüs, aber auch schwer verständliche Auswahloptionen, die das Nutzerverhalten in die gewünschte Richtung lenken. Während ein nutzerfreundliches Design verständlich, klar und transparent ist, sind Dark Patterns irreführend, kompliziert und arbeiten mit manipulativen Methoden.
Es gibt keine bestimmte Zielgruppe, die exklusiv von Dark Patterns betroffen ist. Wenngleich gutgläubige Nutzer oder Menschen mit geringer Medienkompetenz anfälliger sein können, kommen alle Internetnutzer regelmäßig mit Dark Patterns in Berührung. Ihre Verwendung ist demnach keineswegs auf unseriöse Seiten beschränkt.
Dark Patterns sind in Hinblick auf die folgenden Bereiche eine problematische Erscheinung:
- Datenschutz und Privatsphäre
- Verbraucherschutz
- Jugendschutz
- Wettbewerbspolitik/Unlauterer Wettbewerb
Einige Beispiele, welche die Wirkungsweise von Dark Patterns veranschaulichen, finden sich in den folgenden Kapiteln.
Die Benutzeroberfläche einer Website ist durch ihr Interface-Design geprägt. Dieses ist im Idealfall technisch, konzeptionell und visuell auf die Bedürfnisse der Webseiten-Besucher zugeschnitten. Ein Dark Pattern verfolgt allerdings ein gegenteiliges Ziel: Es nutzt bekannte Muster des Interface-Designs, um Menschen zu täuschen.
So werden Nutzer durch Dark Patterns manipuliert
Wie gelingt es, mit Hilfe der Dark Patterns auf einer Website das Verhalten der Nutzer zu manipulieren? Schließlich nimmt sich niemand vor, sich in die Irre führen zu lassen. Die Antwort: Dark Patterns wirken auf eine subtile Art auf das Nutzerverhalten ein, indem sie an bekannte Bedienmuster im Netz und gewohnte Verhaltensweisen anknüpfen.
Während ehrliche Webdesigner die Forschungserkenntnisse der Verhaltenspsychologie zu guten Zwecken einsetzen können, ist hier das Gegenteil der Fall. Gezielt werden bekannte Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster, insbesondere mit Blick auf das Surf-Verhalten im Internet, durch Dark Patterns aufgegriffen:
Wer zum Beispiel ein nerviges Werbebanner mit einem Klick auf das [x] entfernen möchte, erwartet, dass die Werbung verschwindet. Stattdessen öffnet sich dadurch aber ungewollt ein neuer Tab oder ein neues Fenster – womöglich mit schädlichem Inhalt.
Lädt ein Nutzer ein kostenloses Arbeits-Tool herunter, kann es sein, dass er im Zuge dessen auch ein zusätzliches Programm auf seinem Gerät wiederfindet oder sich ungewollt zu einem Newsletter oder Ähnlichem anmeldet. Der Haken zur Deaktivierung des zusätzlichen, ungewollten Angebots hätte erst gesetzt werden müssen und das zugehörige Auswahlfeld war bewusst unauffällig gestaltet.
Wie das Beispiel des „Confirmshaming“ im Folgeabschnitt zeigt, spielt auch unsere Gefühlswelt eine Rolle, wenn es darum geht uns zu Käufen oder Klicks zu verleiten.
Eine Studie der EU-Kommission aus dem Jahr 2022 zeigte auf, wie verbreitet Dark Patterns tatsächlich sind. Demnach nutzen 97 % der beliebtesten Webseiten im EU-Raum mindestens ein Dark Pattern.
Dark Patterns-Beispiele, die besonders verbreitet sind
Die Beispiele für Dark Patterns sind zahlreich. Sie finden sich keineswegs nur auf unseriösen Seiten, deren Betreiber eine betrügerische Absicht verfolgen. Die folgenden Formen von Dark Patterns kommen besonders häufig vor:
- Disguised Ads (Versteckte Ads): Darunter sind Werbebanner zu verstehen, die so in eine Webseite eingebaut werden oder designt sind, dass der Nutzer sie nur schwer als Werbung erkennen kann.
- Hard to cancel (deutsch: Schwer zu kündigen): Während der Abschluss eines Vertrages oder Abonnements oft kinderleicht ist, benötigt die Kündigung viel Zeit und ist absichtlich kompliziert gestaltet.
- Confirmshaming: Setzt sich aus den Wörtern „bestätigen“ und „beschämen“ zusammen. Mittels des Confirmshaming wird Nutzern gezielt ein schlechtes Gewissen gemacht. Um ein Angebot abzulehnen müssen sie Buttons anklicken, die solche oder ähnliche Sätze beinhalten: „Nein, ich weiß schon alles und möchte keine neuen Informationen zum Thema erhalten“
- Fake urgency (deutsch: „Falsche Dringlichkeit“): Durch falsche Zeitlimits oder Countdowns werden Nutzer gedrängt, Handlungen zu vollziehen, also zum Beispiel einem Angebot zuzustimmen oder ein Produkt zu bestellen.
- Hidden costs (deutsch: Versteckte Kosten): Mittels eines günstigen Lockangebots soll der Nutzer zum Kauf bewegt werden. Die versteckten Kosten, oft in Form bestimmter Gebühren, werden erst ganz am Ende des Kaufprozesses erwähnt.
- Dark Patterns in Social Media: Dark Patterns im Bereich soziale Netzwerke zielen meist darauf ab vielfältige Benutzerinformationen zu sammeln und zu speichern. Die Nutzer werden über das Ausmaß, die Dauer und die Zwecke der Speicherung ihrer personenbezogenen Daten mitunter nicht eindeutig informiert. Die Veränderung der Datenschutzeinstellungen ist bewusst kompliziert gestaltet.
Eine vergleichsweise harmloses, aber umso alltäglicheres Phänomen der Dark Patterns sind Cookie-Banner, die nicht der DSGVO entsprechen. So ist die Option „Cookies akzeptieren“ oftmals nur einen Klick entfernt, während die Ablehnung aller oder einiger Cookies einer Website nur über ein unübersichtliches Zusatzmenü zu bekommen ist und deutlich mehr Zeit beansprucht.
Welche Dark Patterns sind illegal?
Dark Patterns sind ein Sammelbegriff für verschiedene irreführende Designs. Die unterschiedlichen Dark Patterns eint die Gemeinsamkeit, dass es sich um moralisch verwerfliche Methoden handelt. Diese Methoden finden in Artikel 25 des europäischen Gesetzes über Digitale Dienste (DSA), der als Teil der entsprechenden Verordnung ab dem 17. Februar 2024 EU-weit anzuwenden ist, ausdrücklich Erwähnung. Eine weitere Konkretisierung dieser Regelung ist in Artikel 25 Abs. 3 DSA ausdrücklich vorgesehen:
„Anbieter von Online-Plattformen dürfen ihre Online-Schnittstellen nicht so konzipieren, organisieren oder betreiben, dass Nutzer getäuscht, manipuliert oder anderweitig in ihrer Fähigkeit, freie und informierte Entscheidungen zu treffen, maßgeblich beeinträchtigt oder behindert werden.“
Auch in der Vergangenheit erließ die EU vereinzelt datenschutzrechtliche Regelungen, etwa zum Thema Dark Patterns und Cookie Consent (Zustimmung zu Cookies): Gemäß der EU-ePrivacy-Verordnung, auch als Cookie-Richtlinie bekannt, ist die Verarbeitung von Informationen vom Endgerät des Nutzers nur mit einer klar zweckgebundenen Einwilligung erlaubt. Diese muss jederzeit und unkompliziert widerrufen werden können. Auch von Cookies abgesehen, bedarf es nach Art. 6 der DSGVO vom Nutzer eine Einwilligung in jegliche Verarbeitung personenbezogener Daten. Ziel von Dark Patterns ist es hingegen, die nötige Einwilligung versteckt oder über Umwege zu erhaschen.
Auch im nationalen Recht gibt es Regelungen, die bestimmte Dark Patterns betreffen. Von besonderer Bedeutung für Deutschland ist dabei das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Schwer kündbare Abonnements (Hard to cancel), versteckte Kosten (Hidden costs) oder Angebote, die fälschlicherweise als zeitlich limitiert dargestellt werden (Fake urgency), sind durch das UWG verboten.
In den letzten Jahren gab es immer wieder Klagen gegen den Einsatz von Dark Patterns, häufig wegen unzulässiger Cookie-Banner. So gab der Google-Konzern nach einer Klage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen 2022 eine Unterlassungserklärung zu unzulässigen Cookie-Bannern ab. Neben Verbraucherzentralen ist das deutschsprachige Dark Pattern Detection Project (DAPD) eine wichtige Anlaufstelle für Nutzer, die sich über Dark Patterns informieren oder diese melden möchten.
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