Nach einem Bericht des NDR werden in Deutschland oft sensible Patientendaten falsch verschickt. Seit Mai 2018 erfassten die Landesdatenschutzbeauftragten mindestens rund 850 Hinweise auf entsprechende Fehlsendungen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch hoch sein. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des NDR bei den Datenschutzbeauftragten der Länder. Sechs Bundesländer konnten keine Zahlen nennen. Vermutete Hauptursache dafür, dass Patientendaten an falsche Adressaten gingen: menschliches Versagen.
Am häufigsten wurden in Bayern Patientendaten falsch verschickt
Betroffen seien alle Bereiche des Gesundheitswesens, von Kliniken über einzelne Arztpraxen bis hin zu Laboren und Abrechnungsstellen. Die meisten registrierten Fälle gab es demnach in Bayern (383). Doch nicht nur dort dürfte die Dunkelziffer weit höher liegen, vermuten Datenschutzbeauftragte.
Besonders auffällig sei dem NDR zufolge derzeit die Häufung in einem Klinikum in Hamburg. Allein die Asklepios Klinik Altona meldete im Untersuchungszeitraum 20 Fälle, in denen Patientendaten falsch verschickt wurden.
Eine Hamburger Psychotherapeutin erhielt sogar schon seit 2013 insgesamt 11 Arztbriefe mit sensiblen Gesundheitsdaten, obwohl sie zu den Patienten keinerlei Bezug hatte – trotz mehrfacher Hinweise an die Asklepios Klinik. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar droht nun mit einem Bußgeld, um den „Vermeidungsdruck“ auf die Klinikbetreiber zu erhöhen.
„Nur so bekommt man am Ende eine Änderung der Situation hin und wird dann entsprechend auch ernst genommen.“
– Johannes Caspar (Landesdatenschutzbeauftragter Hamburg)
Menschliches Versagen als Hauptursache?
Die möglichen Gründe dafür, dass Patientendaten falsch verschickt werden, sind vielschichtig:
- Namensähnlichkeit oder -gleichheit der Adressaten
- Tipp- oder Schreibfehler
- Unlesbarkeit
- Zeitdruck
- Personalknappheit
- u. v. m.
Ihnen zugrunde liegt häufig menschliches Versagen, aber nicht ausschließlich. Da Gesundheitsdaten zu den besonderen Kategorien personenbezogener Daten gehören, sind sie durch den Datenschutz auch in besonderer Weise unter Schutz gestellt. Ob erste Bußgelder allein jedoch zukünftig vollständig davor schützen können, dass Patientendaten falsch verschickt werden, bliebe angesichts der teils schwierigen personellen Lage in vielen Krankenhäusern abzuwarten.
Im Übrigen: Die Digitalisierung macht auch vor den Patientendaten nicht Halt (Stichwort: Telemedizin). Die Pläne einer elektronischen Patientenakte und die digitale Vernetzung im Gesundheitswesen stellen Ärzte, Patienten, Datenschützer und Politiker vor große Herausforderungen. Mit der Problematik, wie Patientendaten auch im digitalen Zeitalter geschützt werden können, beschäftigt sich der folgende Beitrag des Politik-Magazins Panorama 3:
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