Das Wichtigste zum Streisand-Effekt in Kürze
Der Begriff „Streisand-Effekt” bezeichnet das Phänomen, wenn bei dem Versuch, eine bestimmte Information zu vertuschen, so viel Aufmerksamkeit erregt wird, dass das genaue Gegenteil erreicht wird: Die Information wird erst recht bekannt und viel schneller und weiter verbreitet, als es ohne den Vertuschungsversuch der Fall gewesen wäre.
Der Begriff leitet sich von einem Vorfall aus dem Jahr 2003 ab. Damals hatte die bekannte Schauspielerin und Sängerin Barbra Streisand gegen die Verbreitung eines Fotos geklagt, das ihr Haus in Malibu zeigte. Doch erst durch die Klage wurde der Öffentlichkeit überhaupt bekannt, dass es sich um Streisands Haus handelte, woraufhin das Foto durch zahlreiche Medien ging. Mehr Informationen zu diesem Vorfall finden Sie hier.
Mehr Beispiele für den Streisand-Effekt haben wir hier für Sie aufgelistet.
Das ging nach hinten los – die Definition vom Streisand-Effekt
Inhaltsverzeichnis
Stellen Sie sich vor, jemand erfährt ein Geheimnis, das er nicht weitererzählen darf. Leider nimmt er es mit der Verschwiegenheit nicht hundertprozentig genau und erzählt das Geheimnis seinem Ehegatten. Dieser behält es für sich und die vertrauliche Information verbreitet sich nicht weiter, trotzdem ist der Betroffene des Geheimnisses erbost. Er beschimpft den Plauderer lautstark in der Öffentlichkeit, konfrontiert ihn wiederholt in den sozialen Medien oder erwägt sogar juristische Schritte gegen ihn.
Die Menschen im Umfeld der Beteiligten werden aufmerksam und natürlich sind sie neugierig, den Grund hinter der ganzen Sache zu erfahren. Ein kurzes Nachforschen, jemand deckt das Geheimnis auf und schon ist die vertrauliche Information einem Dutzend Leuten bekannt, statt wie zuvor nur zwei. Der Betroffene, der durch seine Reaktion eigentlich eine weitere Verbreitung des Geheimnisses verhindern wollte, hat genau das Gegenteil erreicht: Durch sein Verhalten hat er so viel Aufmerksamkeit auf die Angelegenheit gelenkt, dass die Information erst recht publik wurde. Dieses Phänomen wird „Streisand-Effekt” genannt.
Wie der Streisand-Effekt zu seinem Namen kam
Bestimmt haben Sie schon einmal von der US-amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand gehört. Schon vor 50 Jahren galt sie als Weltstar und ihre Bekanntheit hat seitdem nicht abgenommen. Doch auch Stars möchten sich hin und wieder vor all der Aufmerksamkeit verstecken, weshalb Barbra Streisand ein abgeschiedenes Anwesen in Malibu, Kalifornien, erwarb. Das Grundstück befand sich auf einer Klippe über dem pazifischen Ozean und war von außen nicht einsehbar. Hier konnte sich die Schauspielerin vor Fans, Reportern und Stalkern verbergen, weshalb der Umstand, dass es sich um Streisands Anwesen handelte, weitgehend geheim gehalten wurde.
Ende 2002 machte der Fotograf Kenneth Adelman von einem Helikopter aus zahlreiche Luftaufnahmen. Dies war Teil des California Coastal Records Projects, welches darauf abzielte, die gesamte Küstenlinie Kaliforniens zu fotografieren. Das Projekt diente vor allem dazu, die Küstenerosionen zu dokumentieren, die Fotos wurden jedoch kostenlos ins Netz gestellt, sodass sie auch für jede andere Person verfügbar waren. Bis Ende 2002 entstanden so über 12.000 Aufnahmen und es ergab sich, dass eines von Adelmanns Fotos auch das Anwesen von Barbra Streisand zeigte. Das Bild wurde wie alle anderen auf der Webseite des Projekts veröffentlicht, ohne einen Hinweis darauf, dass es sich um das Anwesen des Weltstars handelte.
Nichtsdestotrotz reichte Barbra Streisand 2003 Klage ein und wollte die weitere Verbreitung des Fotos unterbinden. Zuvor war dieses gerade einmal sechsmal heruntergeladen worden – und wenigstens zwei dieser Downloads gingen auf das Konto von Streisands Anwälten –, doch durch Streisands Klage wurden die Medien auf die ganze Geschichte aufmerksam. Das Foto verbreitete sich rasend schnell und anstatt ihren Wohnsitz weiter geheim zu halten, wie Barbra Streisand es eigentlich beabsichtigt hatte, wurde dieser nun einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Alles nur, weil sie gegen ein Bild vorgegangen war, für das sich zuvor allerhöchstens eine Handvoll Forscher interessiert hatten (und das übrigens ganz umsonst, denn auch ihre Klage hatte keinen Erfolg). So kam der Streisand-Effekt bzw. Barbra-Streisand-Effekt zu seinem Namen.
Streisand-Effekt: Weitere Beispiele
Sei es ein ausgeplaudertes Geheimnis, eine negative Online-Bewertung oder eine Falschdarstellung – wollen Sie eine Information oder Meinung, die Ihre Person betrifft, unterbinden, müssen Sie geschickt vorgehen. Andernfalls schlägt der Streisand-Effekt zu und Sie erreichen das genaue Gegenteil.
Das passiert gar nicht so selten, denn dank des Internetzeitalters können sich Informationen rasend schnell verbreiten. Hier einige Beispiele, in denen Personen und Unternehmen Opfer vom Streisand-Effekt wurden:
- Der deutsche Sportartikelhersteller Jako ging 2009 gegen einen kleinen Internet-Blog vor, in dem sich der Autor negativ über das neue Logo des Unternehmens geäußert hatte. Der Blog hatte zuvor nur eine Leserschaft von etwa 400 Personen gehabt. Durch die rechtlichen Schritte von Jako zog er jedoch eine bundesweite Medienaufmerksamkeit auf sich.
- Im Jahr 2010 machte die Umweltschutzorganisation Greenpeace Stimmung gegen das Unternehmen Nestle. Letzteres verwendet zur Herstellung seines beliebten Schokoriegels KitKat Palmöl, dessen Gewinnung für zahlreiche ökologische und sozialethische Probleme sorgt. Da Nestle durch die Greenpeace-Kampagne in starke Kritik geriet, deaktivierte das Unternehmen die Facebook-Fanpage von KitKat. Doch das sorgte nur dafür, dass noch mehr Menschen auf die Kampagne aufmerksam wurden und Nestle noch stärker kritisiert wurde.
- 2015 ermittelte die deutsche Generalbundesanwaltschaft gegen den Internet-Blog netzpolitik.org wegen Landesverrats, weil dieser Dokumente des Verfassungsschutzes veröffentlicht hatte. Der Blog war zuvor vergleichsweise unbekannt gewesen. Durch die offiziellen Ermittlungen zog er jedoch die Aufmerksamkeit größerer Medien auf sich. In Folge davon wurden die geheimen Dokumente einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
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